Es ist kein Zufall, dass die traditionellen Sprachfähigkeiten Lesen, Hören, Schreiben, Sprechen im „Begleitband zum Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen“ (GeR) durch die Begriffe Rezeption, Produktion, Interaktion und Mediation ersetzt wurden.
In unserer zunehmend mehrsprachigen und multikulturellen Gesellschaft werden spezifische Kompetenzen benötigt, um effektiv, konfliktfrei und über Sprachgrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Die Vermittlung zwischen Sprachen wird genauso wichtig wie die Vermittlung einzelner Sprachen.
Was bedeutet Mediation?
Der Begriff „Mediation“ wird meist im Kontext des Konfliktmanagements verwendet. Die Vermittlung zwischen zwei Parteien gewinnt im Sinne von Sprachmittlung in mehrsprachigen Gesellschaften zunehmend an Bedeutung. Dabei geht es um die Fähigkeit, unser Wissen und Können sowie unsere Meinungen und Perspektiven anderen mittels einer oder mehrerer Sprachen oder Varietäten verständlich zu machen – sei es in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz, auf dem Markt oder im Sportkurs.
Wir empfehlen den Blog-Beitrag "Vor Gericht bewährt, zwischen Sprachen auch: Mediation als zukunftsweisender Ansatz im Sprachunterricht" in unserer Rubrik "Im Fokus".
Mediationskompetenz
- fördert die Fähigkeit, sich in sozialen Räumen zu bewegen und effektiv sowie möglichst konfliktfrei mit anderen zu kommunizieren (Arras & Schuhmann, 2024, S. 125).
- ermöglicht Kooperation, soziale Kohäsion und das Zusammenleben in einer Gesellschaft.
- beinhaltet Komponenten wie Perspektivenwechsel, Herausfiltern der wichtigsten Informationen, Umformulieren und Einschätzung des Zielpublikums, die auch für den Fremdsprachenunterricht als Kernkompetenzen gelten.


Mediationskompetenz im Fremdsprachenunterricht kann durch drei Gruppen von Aktivitäten gefördert werden:
- Mediation von Texten
- Mediation von Kommunikation
- Mediation von Konzepten
Mediationsaktivitäten im Fremdsprachenunterricht weisen viele Überschneidungen mit einer Translanguaging-Pädagogik auf. Translanguaging bezeichnet die sprachlichen Praktiken mehrsprachiger Schüler:innen, die über ein komplexes sprachliches Repertoire verfügen und gleichzeitig mehrere Sprachen aktiv verwenden.
Durch die Nutzung des gesamten sprachlichen Repertoires der Lerngruppen – also auch der Erst- und Herkunftssprachen – fördern Mediation und Translanguaging das Bewusstsein für sprachliche und kulturelle Vielfalt und unterstützen die sprachliche Flexibilität in heterogenen Lernkontexten. Zudem ermöglichen sie den Einsatz authentischer Materialien, die als Grundlage für vielfältige Aktivitäten dienen können.

Wie profitiert der Fremdsprachenunterricht vom Mediationsansatz?
- Schaffung authentischer Kommunikations- und Mediationssituationen
- Wertschätzung der sprachlichen Kompetenzen aller Lernenden durch das Miteinbeziehen von Erst- oder Herkunftssprachen/Dialekten der Schüler:innen
- Aufbau der Bildungssprache/Fremdsprache durch Sicherung des Verständnisses in anderen Sprachen
Wie unterstützt das ÖSZ Lehrpersonen bei der Umsetzung von Mediations- und Translanguagingaktivitäten im Unterricht?
- ÖSZ-Moodle-Plattform, die mit neuen Materialien laufend erweitert wird
- Kurze Videos zur Erklärung der zentralen Themen
- Unterrichtssequenzen zur praktischen Umsetzung von Mediationsaktivitäten für Englisch und für die romanischen Sprachen
