Die ersten Schritte auf dem Weg zu einer sprachsensiblen Schulentwicklung
Im November 2024 startete das ÖSZ mit einer ersten Generation von sieben Schulteams aus drei Bundesländern mit der Kick-Off-Tagung „Sich auf den Weg machen: Bildungssprache als Schulteam fördern“. In diesem Blog-Artikel halten wir nicht nur Fakten, sondern auch Stimm(ung)en aus der Veranstaltung fest.
Ein Beitrag von Jacqueline Kelemen (ÖSZ) und Gunther Abuja (ÖSZ)
Mehrsprachigkeit in Schulen ist ein Phänomen unserer Gesellschaft. Sieben Mittelschulen aus drei Bundesländern haben die damit verbundenen Herausforderungen angenommen und sich für die Fach- und Schulentwicklungsbegleitung des ÖSZ entschieden. Im Auftrag des Bildungsministeriums und in Kooperation mit Pädagogischen Hochschulen bietet das ÖSZ drei Fortbildungsveranstaltungen innerhalb eines Jahres an, um bildungs- und fachsprachliche Kompetenzen in der Unterrichtssprache Deutsch in allen Gegenständen koordiniert zu vermitteln und Schulkollegien für einen sprachsensiblen Unterricht zu sensibilisieren.
Was wollen Sie den Schulen mit auf den Weg geben?
"Viel Mut, einen langen Atem und dranbleiben – also das wären die 3 Stichwörter. Es ist ein harter Weg, aber es lohnt sich. Und es ist eigentlich unser Grundauftrag als Schule, allen Kindern die Möglichkeit zu geben, mündige Bürger:innen zu werden. Dazu braucht es Sprachförderung! Sprachförderung in allen Fächern – im Schulalltag und zu Hause." (Selin Öndül, Europäisches Fremdsprachenzentrum)
Mit Fachleuten des ÖSZ, des Europäischen Fremdsprachenzentrums (ECML) und der Pädagogischen Hochschulen wurden entscheidende Impulse zu einem erfolgreichen bildungssprachlichen Unterricht in einem multilingualen Setting gesetzt. Alle Schulen haben sich zum Ziel gesetzt, einer sprachen- und chancengerechten Schulkultur einen Schritt näher zu kommen.
War die Tagung ein Anstoß, sich mit dem sprachsensiblen Unterricht auch längerfristig zu beschäftigen?
"Ja, auf jeden Fall! Ich habe gestern schon Kontakte mit der Schule gehabt und mit einem Schulentwicklungsteam Niederösterreich. Wir haben gestern schon die nächsten Schritte besprochen." (Schulleiterin einer MS)
Was hat sich bei Ihnen persönlich an der Haltung/Motivation durch die Tagung verändert?
"Mit diesem Wegweiser-Tool, welches beispielsweise vorgestellt wurde, ist uns ein gutes Konzept nähergebracht worden, wo ich sagen kann, dass man einen Ist-Stand ermitteln kann, Ziele definiert und einen Endstand sozusagen evaluiert. Man kann wirklich aktiv daran arbeiten, die Schule auch zu verbessern, und die neuen Inhalte haben mir geholfen, meinen Unterricht sprachsensibel zu gestalten." (Lehrperson einer MS)
Der Weg ist das Ziel
Ausgangspunkt dieser Schulteam-Tagung war ein Projekt des ECML (A roadmap for schools to support the language(s) of schooling / „Ein Wegweiser für Schulen zur Förderung der Schulsprache(n)“), das Schulen die Möglichkeit bietet, mittels webbasierten Tools mehr über die sprachlichen und organisatorischen Bedingungen für einen chancengerechten Unterricht herauszufinden. Dieser „Wegweiser“ ermöglicht es, eine maßgeschneiderte Strategie zur Schulentwicklung aufzubauen, um die Kompetenzentwicklung der Schülerinnen und Schüler in der Bildungssprache zu fördern. Die webbasierten Evaluierungstools sind mit konkreten Handlungsvorschlägen und Unterrichtsbeispielen verknüpft, die die Umsetzung der individuellen Schulstrategie unterstützen. Eingebunden sind auch die Stimmen der Erziehungsberechtigten und der Schüler:innen.
Was nehmen Sie für Ihren Unterricht aus dieser Tagung mit?
"Aus den ganzen Inhalten ist entstanden, dass wir uns tatsächlich überlegt haben, dieses Thema eben auch in unser QMS aufzunehmen und z.B., in diese Richtung eine SCHILF zu veranstalten, sodass wir das wirklich ganzheitlich in der Schule umsetzen. Oder neben der Bildungssprache das Thema der Mehrsprachigkeit berücksichtigen. Und Inhalte, wie man die Erstsprachen im Unterricht integrieren kann, genauer wie man die Sprachen der Schüler:innen, aber auch der Eltern und des erweiterten Schulpersonals wertschätzend und zielführend integrieren kann. Zu guter Letzt: Den gesamten Schulentwicklungsprozess." (Lehrperson einer MS)
Fachlicher Input zu den Bedingungen und Möglichkeiten eines erfolgreichen bildungssprachlichen Unterrichts ergänzte das Angebot des „Wegweiser“ für den konkreten Unterricht. Schulentwicklerinnen aus drei Pädagogischen Hochschulen boten in den Entwicklungsphasen Unterstützung an, um erste konkrete Schritte festzulegen.
Was nehmen Sie für Ihren Schulstandort mit?
"Es sind so ganz kleine Feinheiten, die mir total gut gefallen - auch die Kinder in ihrer Muttersprache zählen zu lassen. Also diese Wertschätzung der Erstsprache hervorzuheben und nicht immer darauf zu pochen, dass wir die Unterrichtssprache Deutsch haben, sondern die Kinder zu sehen, ihre Sprachen sichtbar zu machen, sodass sie motiviert sind." (Schulleiterin einer MS)
Die Kick-Off-Veranstaltung hat den Weg zu einer sprachsensiblen Schulentwicklung bereitet, auf dem die Schulen auch 2025 von den Pädagogischen Hochschulen gemeinsam mit dem ÖSZ begleitet werden.
Was wollen Sie den Schulen hinsichtlich Schulentwicklung mit auf Weg geben?
"Ich glaub, dass es die kleinen Schritte sind, die Großes bewirken können. Es müssen nicht immer viele Ressourcen sein, oder für den Einzelnen viel Aufwand. Man kann gemeinsam kleine Schritte gehen, die schon viel bewirken." (Vera Rappl, PH Steiermark)