Authentizität und Beziehungskompetenz – ein fruchtbarer Nährboden für den Spracherwerbsprozess ?!
Zeitgemäße Pädagogik wird gern als bedürfnisorientiert, respektvoll und einfühlsam beschrieben. Auch in der (Fremd-)Sprachendidaktik finden psychosoziale Aspekte wieder mehr Beachtung. Und weil es dem Zeitgeist entspricht, kompetenzorientiert zu denken und zu handeln, spricht man in diesem Zusammenhang gern von „Beziehungskompetenz". Materialien und auch Pädagoginnen und Pädagogen selbst sollen möglichst "authentisch" sein. All das klingt sehr schick und modern. Aber was ist eigentlich darunter zu verstehen? Sind es nur abstrakte, inflationär verwendete Begriffe oder lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die dahinter liegenden Konzepte zu werfen?
Ein Beitrag von Karin Weitzer (ÖSZ)
Achtung, Spoiler!: Bei den folgenden Überlegungen handelt es sich weder um praktische Handlungsempfehlungen für den Sprachunterricht noch um ein wissenschaftliches Traktat! Es ist eine Suche nach der Bedeutung und Bedeutsamkeit von zwei Begriffen, die mir sowohl beruflich als auch im Privaten immer wieder begegnen. Wenn Sie sich die Zeit nehmen, diesen etwas laaaang geratenen Text zu lesen, wenn er Sie zum Nachdenken oder auch zum Widersprechen-Wollen animiert, dann freue ich mich über Feedback, Anregungen und Aufregungen jeder Art!
Nicht nur aus der Neuro- bzw. aus der Sozialforschung wissen wir, dass wir Menschen von Geburt an sozial kompetente Wesen sind und dass Kinder für ihre altersgerechte Entwicklung Begleitung, Schutz und einen sicheren Rahmen brauchen. Das gilt insbesondere auch für die sprachliche Entwicklung. Sprechen wir von einer Gemeinschaft im Kindergarten oder in der Schule, ist neben dem Wohlbefinden des Individuums immer auch das Wohl der ganzen Gruppe zu berücksichtigen. Und es gilt für Pädagog:innen in elementaren Bildungseinrichtungen wie auch für Lehrpersonen, bei allem Engagement auch ihre persönlichen Grenzen zu beachten.
Der Spracherwerb von Kindern ist in hohem Maße abhängig von den Anregungen, die sie von ihrer Umwelt erhalten. Deshalb sind qualitätsvolle Sprachangebote besonders wichtig. Sprachliche Impulse sind der Samen, aus dem Sprachkompetenz entsteht. Der Nährboden dafür sind emotionale Beziehungen. Kinder brauchen Erwachsene, die ihnen Beachtung und Wertschätzung entgegenbringen. Unsicherheiten im familiären Umfeld und in der Gesellschaft können durch sekundäre Bezugspersonen bis zu einem gewissen Grad ausgeglichen werden, wenn diese echte und stabile Beziehungen anbieten. Jeder Bildungsort sollte also auch ein Beziehungsort sein.
Dabei wird – wieder einmal – sehr deutlich, dass die Anforderungen an pädagogische Kräfte ständig wachsen. Deshalb bedeutet ein klares „Ja” zu Beziehung vielleicht auch, manchmal „Nein” zu anderen Anforderungen zu sagen. In unserer output-orientierten Zeit, in der viel Wert gelegt wird auf Messbarkeit und Evaluation/Dokumentation, möchte ich dazu ermutigen, auch im Sprachunterricht dem Miteinander-Sein mehr Gewicht zu geben. Denn: Beziehung und Bindung sind kein kurzfristiger Trend. Sie hinterlassen lebenslange Spuren sie nähren nachhaltig: kognitiv, emotional und sprachlich.
John Hattie skizzierte in seiner vielbeachteten Studie ein Bild einer erfolgreichen, das heißt nachweislich wirksamen Lehrperson. Sein Lehrerbild überraschte so mache Leser:in durch eine bis dahin ungewöhnlich starke Betonung emotionaler Qualitäten. So spricht er beispielsweise von der Notwendigkeit eines leidenschaftlichen Handelns in der Pädagogik mit einer ansteckenden Wirkung (Hattie 2013: Lernen sichtbar machen. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren, S. 29).
Jesper Juul und seine Kollegin Helle Jensen, klinische Psychologin und Familientherapeutin, sprachen sich sogar dafür aus, Beziehungskompetenz als separates, interdisziplinäres Wissensgebiet zu etablieren. Sie definierten den Begriff so: „Beziehungskompetenz ist die Fähigkeit von PädagogInnen, das Kind und seine jeweilige Realität zu sehen und ihr persönliches Verhalten entsprechend anzupassen, ohne die Führungsrolle aufzugeben. Es ist auch die Fähigkeit, authentisch in Kontakt zu bleiben, sowie die Fähigkeit und Bereitschaft, die volle Verantwortung für die Qualität der Interaktion zu übernehmen.“ (vgl. Juul/Jensen 2019: Vom Gehorsam zur Verantwortung. Wie Gleichwürdigkeit in der Schule gelingt. Weinheim und Basel: Beltz.)
„Authentizität“ – Sehnsucht und Mythos
Immer wieder stößt man im Zusammenhang mit Beziehung auf die Begriffe „authentisch“ bzw. „Authentizität“.
Authentizität ist in aller Munde. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn wer kennt sie nicht, die authentische thailändische Küche, die authentische Heu-Milch vom authentischen Bergbauernhof, die altbewährten authentischen Apfel- und Getreidesorten. Ganz zu schweigen von den authentischen Doku-Soaps, die uns authentische Menschen in noch authentischeren Alltagssituationen allabendlich frei Haus ins Wohnzimmer liefern. Im Sport, in der Politik, in der Wirtschaft, in der Kunst und selbst in der Religion taucht Authentizität mit ihrer Aura von Echtheit, Wahrhaftigkeit, Ursprünglichkeit, Unmittelbarkeit und Eigentlichkeit immer wieder auf. Sie wird zu Marketingzwecken eingesetzt und ist zum Emblem geworden: Wo Authentizität draufsteht, da stimmt die Qualität. Überdies impliziert Authentizität moralische und ethische Unbedenklichkeit und sorgt damit für ein ruhiges Gewissen. Wir alle verwenden fast täglich ebenso inflationär wie ubiquitär das schillernde „a-Wort“. Aber was verstehen wir eigentlich darunter? Gibt es eine allgemeingültige Definition dieses Begriffes? Welche Bedeutung hat er im Hinblick auf Pädagog:innen in Kindergärten und Schulen?
Es finden sich unzählige Artikel – auch in bildungspolitischen Zeitschriften –, die mit dem Begriff operieren. Was ich auf meiner Suche kaum entdecken konnte, war eine nachvollziehbare Antwort auf die simple Frage: „Was ist eigentlich Authentizität?“ Ein willkommener Anlass also, mich intensiver damit zu beschäftigen.
Ich möchte mich dem Mythos auf zwei Wegen annähern: auf einem sprachwissenschaftlichen und auf einem intuitiven.
Ein kleiner etymologischer Exkurs
In einem ersten – dem linguistischen – Schritt unternehme ich einen kleinen Exkurs in die Begriffsgeschichte: Authentizität stammt vom griechischen αύθεντικός (authentikós) und wird meist mit „zuverlässig, richtig“ übersetzt (Hjalmar Frisk: Griechisches etymologisches Wörterbuch, Bd. 1, Heidelberg: Universitätsverlag Winter 1973, 185). Das Adjektiv wird zunächst auch in der lateinischen Übersetzung „authenticus“ in erster Linie auf juristische und biblische Schriftstücke bezogen und meint „original“, „echt“, „beglaubigt“, „auf den Urheber zurückgehend“ (Kurt Röttgers/Reinhard Fabian: Authentisch. In: Historisches deutsches Wörterbuch der Philosophie, hrsg. v. Joachim Ritter, Bd. 1, Basel 1971, 69f.). Diese objektbezogene Bedeutungsvariante existiert auch heute noch, wenn wir etwa von einem „authentischen Rembrandt“ sprechen.
Auf Personen bezogen setzt sich „authentisch“ im Spanischen, Englischen und Französischen anfangs in der Bedeutung von „autorisiert“ durch. Synonyme für englisch „authentic“ in diesem Zusammenhang sind „authoritative, trustworthy, credible, convincing, authorized“ (Webster’s Third New International Dictionary of the English Language unabridged, Bd. 1, Chicago 1981, 146). Erst im 20. Jahrhundert wird „authentisch“ im Sinne von „natürlich“, „ehrlich“, „aufrichtig“, „ungekünstelt“, „unverfälscht“ und „eigentlich“ verwendet. „Authentisch“ wird nunmehr definiert als der Realität bzw. den Traditionen gemäß und erhält eine zunehmend ethisch-moralische Färbung: „Authentic stresses fidelity to actuality and fact, compatibility with a certain source or origin, accordance with usage or tradition or complete sincerity without feigning or hypocrisy.“ Im aktuellen Duden findet man unter dem Begriff „Authentizität“ die Synonyme „Echtheit; Rechtsgültigkeit“.
Wie lautet das Fazit nach diesem kurzen Ausflug in die Begriffsgeschichte? Authentizität realisiert sich letztendlich nicht in wissenschaftlichen Beschreibungen und Erklärungen, sondern in ihrer Anwendung und in ihren Auswirkungen. Es scheint: Man kann sie weder erlernen noch kann man sie jemandem verordnen. Man nimmt sie wahr – vor allem dann, wenn sie fehlt – und schreibt sie anderen zu.
Versuchen wir es nun also mit der Intuition und der eigenen Erfahrung. Vielleicht bringt sie uns dem Mythos etwas näher.
Authentizität – eine nicht-sichtbare Größe im Alltag
Im Alltag wird einer Person in der Regel zunächst grundsätzlich unterstellt, sie sei authentisch. Dadurch wird deutlich: Authentizität wird erst dann relevant, wenn sie infrage gestellt ist. Für die Nicht-Sichtbarkeit von Authentizität gibt es drei Gründe: Der erste Grund ist, dass Authentizität erst dann zum Thema wird, wenn sie zu fehlen scheint. Wenn sie vermisst wird – da ergeht es ihr wieder ähnlich wie dem Vertrauen oder auch der Führung – tritt sie in Erscheinung: „Hier mangelt es an Authentizität!“, heißt es dann urplötzlich. Im Normalfall ist Authentizität also, um mit Martin Heidegger zu sprechen, in ihrer Anwesenheit abwesend (vgl. Martin Heidegger: Sein und Zeit, 19. Aufl., Tübingen: Niemeyer 2006).
Grund zwei liegt in der Tatsache, dass man Authentizität nicht im herkömmlichen Sinne erlernen kann: Es gibt keine seriöse Gebrauchsanweisung für authentisches Verhalten. Bei der Aussage „Ich bin jetzt mal authentisch!“ handelt es sich zwangsläufig um einen performativen Widerspruch. Derjenige, der Authentizität für sich beansprucht, dementiert diese im Akt des Behauptens zugleich. Dasselbe gilt natürlich auch für den Imperativ „Sei doch mal authentisch!“, der genau wie sein Zwilling: „Sei doch mal spontan!“ unweigerlich in einer Paradoxie endet.
Und dennoch gibt es zahlreiche Fortbildungs- und Coaching-Angebote, die mit dem Authentizitätsbegriff werben. Auch kursieren scheinbar paradoxe Begriffskonstellationen wie „Authentizitätseffekte“ und „authentische Inszenierungen“ quer durch die Medienlandschaft:
In nahezu allen Sparten der öffentlichen Medienarbeit bemüht man sich darum, Authentizitätseffekte zu inszenieren. Wenn wir beispielsweise der medialen Performance einer Politikerin/eines Politikers Authentizität zuschreiben, gebrauchen wir den Begriff als positiv-wertend und wir unterstellen der betreffenden Person, dass sie ihr Programm bzw. ihre Position wahrhaftig und nicht lügnerisch-strategisch-kalkulatorisch vertritt. Aber können professionell vorbereitete und eingeübte Auftritte überhaupt authentisch sein?
Diese Überlegungen führen uns direkt zum dritten Grund für die Nicht-Sichtbarkeit von Authentizität: Authentizität kann ihre Identität nicht aus eigenen Mitteln gewinnen (etwa qua Anspruch, Training, „natürlicher“ Gabe). Die Krux an der Authentizität ist, dass sie stets von Dritten zugebilligt wird: Was authentisch ist, liegt im Auge der Betrachterin/des Betrachters.
Zumindest umgangssprachlich wird der Begriff auch heute in diesem Sinne verstanden: als die für Dritte feststellbare Übereinstimmung von innerem Wollen und äußerem Handeln. Authentizität, was immer man selbst darunter versteht, muss von anderen anerkannt werden, sonst existiert sie nicht. In diesem Sinne ist Authentizität ein Etikett, das einer Person angeheftet wird oder eben nicht. Man kann es sich nicht selbst anheften; allein der Versuch macht unauthentisch. Diese Abhängigkeit macht Authentizität zu etwas sehr Subjektivem: Was eine Betrachterin/ein Betrachter als authentisches Verhalten bewertet, hält die/der andere für gekünstelte Selbstdarstellung.
Doch wie beurteilen Menschen, ob jemand für sie authentisch ist? Gibt es eine Art stille, interpersonelle Übereinkunft unter ihnen? Als Annäherung kann die Theorie der Verantwortungszuschreibung des amerikanischen Psychologen Harold H. Kelley dienen (vgl. Harold H. Kelley: The Processes of Causal Attribution. In: American Psychologist 1973 (28) 2, 107-128).
Demnach wäre eine Person authentisch, deren Meinung und Verhalten
- konsistent ist, die also schon früher dieselbe Meinung und dasselbe Verhalten offenbart hat,
- nicht distinkt ist, d.h. sie diese Meinung und dieses Verhalten nicht nur gegenüber einer bestimmten Person oder in einer bestimmten Situation zeigt,
- nicht konsensual ist, ihre Meinung also nicht der Mehrheitsmeinung und ihr Verhalten nicht dem allgemeinen Verhalten entspricht.
Der dritte Punkt macht deutlich, dass Authentizität erst dann wirklich wird, wenn jemand mit seiner Meinung oder seinem Verhalten auf Widerstand trifft und dennoch seine Linie beibehält, auch wenn ihm dadurch Nachteile entstehen. Ohne Widerstand, ohne Zweifel, gibt es keine Authentizität. Dennoch können Menschen ihre Meinung oder ihr Verhalten ändern, ohne gleich als Opportunist:innen zu gelten, wenn sie ihren Wandel für Dritte nachvollziehbar machen können.
Rollenwechsel: Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
„I am what I am“, „Ich will so bleiben, wie ich bin“, „Das kleine Ich bin Ich“. Die Liste an Liedern, Büchern und Werbeslogans, die sich mit dem menschlichen Ich befassen, könnte man ins Unendliche fortsetzen. Ganz zu schweigen von psychoanalytischen Traktaten. Wir alle wollen „uns selbst treu bleiben“ und gehen dabei ganz selbstverständlich von einem konsistenten, fassbaren Ich aus. Die Erkenntnisse von Freud und Co., die Studien zur Macht des Unbewussten und die neuesten Ergebnisse der Hirnforschung lassen wir dabei gerne außen vor. Sie erscheinen zu abstrakt und wenig alltagstauglich: Wir sind schließlich nicht schizophren! Oder etwa doch?
Aber spielen wir nicht alle unsere Rollen? Tagein, tagaus entsprechen wir Erwartungen im Beruf, bedienen Klischees, erfüllen Geschlechter- oder Status-Stereotypen in der Arbeit und im Privaten, um anderen zu gefallen, sie zu provozieren oder einfach nur um beachtet zu werden. Wir alle spielen auf der Klaviatur unserer Persönlichkeiten und passen unsere Töne und unser Auftreten situationsadäquat der jeweiligen Zuhörerschaft und unserer Umgebung, sei es nun bewusst oder unbewusst, an. Sprechen wir mit Kindern, Eltern, Kolleg:innen, Vorgesetzten, halten wir einen Vortrag oder eine Vorlesung; unterrichten wir oder spielen wir mit Kindern, so bedienen wir uns ständig verschiedener Rollen.
Ist dieses Rollenspiel per se schon als Zeichen von mangelnder Authentizität zu werten? Ich würde meinen: Im Gegenteil! Auf das Gegenüber einzugehen, es in seiner Individualität wahrzunehmen, es sogar zu spiegeln, zeugt von Empathie: ein höchst wünschenswertes Charakteristikum einer Pädagog:in. Dass ein Übermaß an Empathie mitunter auch sehr belastend sein kann, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Eine weitere Voraussetzung für authentisches Handeln sind die Fähigkeit und die Bereitschaft zur Selbstreflexion. Eine authentische Pädagogin kennt ihre Stärken und Schwächen ebenso wie ihre Gefühle und Motive für bestimmte Verhaltensweisen. Erst durch dieses Nachdenken über sich selbst ist sie in der Lage, ihr Handeln bewusst zu erleben und zu beeinflussen. Die Zwillingsschwester des Selbstbilds ist das Fremdbild: Hierzu gehören die Bereitschaft und der Mut, der realen Umgebung ins Auge zu blicken, Kolleg:innen um Feedback zu bitten und mitunter unangenehme Rückmeldungen erstmal einfach anzuhören und später vielleicht auch anzunehmen. Je weiter Selbst- und Fremdbild voneinander abweichen, desto unauthentischer wird die betreffende Person wahrgenommen.
Authentizität – das Bedürfnis nach Verlässlichkeit in unsicheren Zeiten
Wenn nun alles so schwammig und subjektiv ist, warum ist Authentizität im menschlichen Miteinander und speziell im Beziehungskontext so bedeutend? Wieso gibt es diese Sehnsucht nach authentischen Pädagog:innen und Lehrpersonen, wenn doch anscheinend niemand genau weiß, was damit überhaupt gemeint ist? Eine mögliche Antwort darauf ist das Bedürfnis nach Verlässlichkeit. Wer authentisch ist, der ist in gewisser Weise berechenbar, damit ist auf ihn Verlass, was wiederum Sicherheit gibt. Authentizität bildet also eine Grundlage für Vertrauenswürdigkeit. Dennoch ist Authentizität an sich kein sozialer Wert: Wenn jemand sagt, er sei ein Trottel und sich dann auch wie ein Trottel verhält, ist er authentisch, aber eben ein Trottel.
Es ist also durchaus verständlich, dass in Zeiten, die von vielen als undurchschaubar und unsicher empfunden werden, die Sehnsucht nach Authentizität stetig wächst.
Fazit
Authentizität, wie ich sie nach dieser Recherche verstehe, bedeutet, seinen grundsätzlichen Werten, Haltungen und Einstellungen in jeder Situation und (Macht-)Position treu zu bleiben. Das ist keinesfalls gleichzusetzen mit einem Verbot, sich situationsadäquat und empathisch zu verhalten.
Dass man seine Meinung und sein Verhalten nach bestimmten Erfahrungen und in bestimmten Lebensphasen auch anpassen oder gar ändern darf und vielleicht sogar soll, ist Grundvoraussetzung für die persönliche Weiterentwicklung. Dabei geht Authentizität nicht verloren, solange man seinen persönlichen Wandel für Dritte nachvollziehbar machen kann.
Kinder und Jugendliche haben sehr feine Antennen für die emotionale Verfasstheit ihrer erwachsenen Bezugspersonen. Wer wahrhaftig ist – in Freude, Unsicherheit, Ärger – wirkt vertrauenswürdig. Wer das kraft seiner Mimik und kraft seiner Sprache äußern kann, trägt viel zu einer positiven emotionalen und sprachlichen Entwicklung junger Menschen bei. Beziehung heißt auch: sich als Mensch zeigen, statt einfach zu funktionieren.