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Übergreifende dynamische Fähigkeiten*Der Begriff Bildungsstandards weist darauf hin, dass die dort definierten Kompetenzen über sprachliche Fertigkeiten weit hinausgehen. Im Mittelpunkt des Bildungsprozesses steht die autonome Persönlichkeit, die urteilsfähig, mündig und verantwortlich gegenüber sich selbst, anderen und der Gesellschaft handelt. Übergreifende dynamische Fähigkeiten (kommunikative, interkulturelle und soziale Kompetenz wie auch geeignete Lernstrategien) sind daher ein wichtiger Teil der Bildungsstandards für Fremdsprachen und sollen im Fremdsprachenunterricht über mehrere Jahre hinweg prozessorientiert vermittelt werden. Sie lassen sich jedoch nicht punktuell, etwa an einem Aufgaben- oder Überprüfungsbeispiel, festmachen und abfragen. Lehrer/innen begleiten Schüler/innen über mehrere Jahre und sind daher eher in der Lage, diese dynamischen Fähigkeiten im Lauf der Zeit einzuschätzen. Liste der Deskriptoren zu den dynamischen FähigkeitenGesprächsstrategien- Kann verbal und nonverbal (aber auch durch Körpersprache) zu erkennen geben, dass aktiv zugehört wird.
- Scheut sich nicht, nachzufragen bzw. um Wiederholung oder langsameres Sprechen zu bitten, wenn etwas nicht verstanden wird.
- Kann Gesprächspartner/innen bitten, zu erklären oder genauer auszuführen, was soeben gesagt wurde.
- Kann Gesprächspartner/innen bitten, bei Bedarf sprachlich weiterzuhelfen.
- Versucht, sich mithilfe von Umschreibungen bzw. auch durch den Einsatz von Körpersprache verständlich zu machen, wenn ein Wort oder eine Ausdrucksweise gerade nicht zur Verfügung stehen.
- Achtet auf verbale und nonverbale Signale von Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartnern, die zeigen, ob das Gesagte verstanden wurde oder nicht.
- Kennt Strategien, um in Diskussionen sowohl sich selbst auf angemessene Weise Gehör zu verschaffen als auch Gesprächspartner/innen dazu anzuregen, ebenfalls etwas zu sagen.
Soziale Kompetenz- Kann in einer Gruppe arbeiten und dort eigene Ideen einbringen.
- Kann es aushalten, wenn die Gruppe sich gegen den eigenen Standpunkt entscheidet.
- Kann einschätzen, welche Rolle sie/er in einer Gruppe jeweils gerne übernehmen würde (Koordination/Moderation, Mitarbeit, Zuarbeit).
- Kann sich mit Gruppenmitgliedern auf die Rollenverteilung einigen und gemeinsam den Arbeitsprozess planen und durchführen.
- Ist bereit, sich an vereinbarte Regeln zu halten.
- Bemüht sich, sowohl die eigenen persönlichen Stärken und Schwächen als auch die von Gruppenmitgliedern zu akzeptieren.
- Bemüht sich, sich die eigenen Stärken bewusstzumachen und daraus Selbstvertrauen zu schöpfen.
- Kann Anerkennung aussprechen, anderen Mut machen und die Freude am gemeinsamen Erfolg teilen.
- Kann auch gelegentlichen Misserfolg mittragen.
- Bemüht sich, mit Gruppenkonflikten konstruktiv umzugehen (z. B. Konflikte auszuhalten, ausgleichend zu wirken, Lösungen vorzuschlagen, sich gegebenenfalls auch zurückzunehmen).
- Versucht, sich in Gruppenmitglieder hineinzudenken bzw. einzufühlen, Verständnis für ihr Verhalten aufzubringen und dies auch mitzuteilen.
- Kann Widerspruch und Kritik äußern, ohne zu verletzen.
Interkulturelle Kompetenz- Kann wichtige kulturelle Unterschiede zwischen dem eigenen Kulturkreis und jenem einiger anderer Länder erkennen und beschreiben.
- Kann erkennen, dass gesellschaftliche Einrichtungen und Traditionen der eigenen Kultur nicht allgemein gültig sind, und bemüht sich, jene anderer Kulturen zu akzeptieren und zu schätzen (z. B. Kleidung, Speisen, Feiern von Festen, Schulsystem, Rechtsprechung).
- Weiß, dass auch alltägliche Umgangsformen und Vorschriften wie Verkehrsregeln, Tischsitten oder Körpersprache kulturabhängig und damit grundsätzlich gleichwertig sind.
- Weiß, dass bestimmte Verhaltensweisen, z. B. Umgang mit räumlicher Nähe oder Lautstärke, je nach Kulturkreis anders erlebt werden und zu interkulturellen Missverständnissen führen können.
- Interessiert sich für die Eigenheiten anderer Sprachen im eigenen Lebensumfeld (z. B. in der Klasse).
- Weiß, dass manche Wörter und Wendungen nicht direkt in andere Sprachen übersetzbar sind und dass daher auch die sprachliche „Einteilung der Welt“ kulturell bedingt ist (z. B. dt. Affe – engl. monkey bzw. ape; dt. Pilz – engl. toadstool bzw. mushroom; engl. bathroom – dt. Badezimmer bzw. WC).
- Kann einige kulturelle Stereotype und Vorurteile benennen und kritisch in Frage stellen.
Sprachlernstrategien- Weiß, unter welchen Bedingungen Lernen am besten gelingt, und kann die eigene Lernumgebung dementsprechend gestalten.
- Kennt verschiedene Möglichkeiten, Wortschatz und Sprachstrukturen zu lernen, und kann eine Auswahl davon gezielt für sich selbst anwenden.
- Nutzt verschiedene Sinneskanäle und Ausdrucksmöglichkeiten wie Hören, Sehen, rhythmische Bewegung und Singen, um sich Texte und Sprachstrukturen einzuprägen.
- Setzt nicht nur vertraute Lernstrategien ein, sondern ist experimentierfreudig und bereit, das eigene Repertoire zu erweitern.
- Kann im Wörterbuch Wörter und Phrasen nachschlagen.
- Kennt Techniken, um sich die Rechtschreibung schwieriger Wörter einzuprägen und aus dem Gedächtnis richtig niederzuschreiben.
- Ist bereit, sich mit Hör- und Lesetexten weiter zu beschäftigen, auch wenn zunächst nur sehr wenig verstanden wird.
- Ist bereit, schwierige Hör- und Lesetexte mehrmals durchzugehen, um Unbekanntes allmählich zu erschließen – ohne sofort im Wörterbuch nachzuschlagen.
- Macht Nachsprechübungen und imitiert dabei Intonation und Aussprache des Sprachmodells.
- Versucht manchmal zum Spaß, Selbstgespräche auch in der Fremdsprache zu führen.
- Trainiert Wendungen und Phrasen in einer Weise, die sicherstellt, dass sie im Langzeitgedächtnis gespeichert werden können.
- Speichert Texte auch mit multisensorischer Unterstützung ein, um sich Wortschatz und grammatische Strukturen anzueignen.Bildungsstandards für Fremdsprachen (Englisch) 8. Schulstufe
* Aus: BIFIE & ÖSZ, eds.Praxishandbuch Bildungsstandards für Fremdsprachen (Englisch) 8. Schulstufe
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